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Deutsche Finanzvorstände plädieren für umfassende Vereinfachung der ESG-Berichterstattung
„Das Omnibus-I-Verfahren bietet die einzigartige Chance, die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu einem wirkungsvollen Hebel der Transformation zu machen. Unsere Studie liefert ein aktuelles und umfassendes Meinungsbild deutscher Finanzvorstände und zeigt unter anderem, wo konkreter Nachbesserungsbedarf bei den europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards (ESRS) besteht“, erklärt Henriette Peucker, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.
Die Studie basiert auf einer Umfrage unter den 160 Finanzvorständinnen und Finanzvorständen der DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen, die im Februar 2025 durchgeführt wurde. Sie gliedert sich in vier Teile: Verantwortlichkeiten und aktuelle Umsetzung, praktische Herausforderungen und Nutzen des Environment, Social and Governance (ESG)-Reportings sowie zentrale Vorschläge für die Überarbeitung der ESRS und wie sich die europäische Nachhaltigkeitsregulierung auf die Transformation der Unternehmen auswirkt.
„Etwa die Hälfte der Unternehmen hat an der Befragung teilgenommen. Dies zeigt, wie groß die Dringlichkeit und wie hoch das Engagement der CFOs für dieses Thema ist. Es ist daher essenziell, dass die EU-Kommission zu einem zügigen Abschluss ihrer Anstrengungen kommt, die ESRS substanziell zu vereinfachen.,“ unterstreicht Jan Brorhilker, Managing Partner Assurance bei EY.
Die wichtigsten Studienergebnisse:
- 90 Prozent der Unternehmen bezeichnen die Umsetzung der ESRS als schwierig, weil sie komplex sind. Das Erheben der Daten bindet aufgrund ihrer Granularität erhebliche Ressourcen, ohne Mehrwert für operative oder strategische Entscheidungen.
- 98 Prozent der teilnehmenden Unternehmen bemängeln die unklare Auslegung der Vorgaben.
- Die Teilnehmer erheben im Median 364 Datenpunkte in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance für ihre ESG-Berichte. Allerdings sind davon nur 25 Datenpunkte steuerungsrelevant.
- 63 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sehen die aktuelle ESG-Regulierung als Bremse für die Transformation. Sie bemängeln, dass sie gezwungen werden, zu viel Energie in Administration zu stecken und damit Zeit für die Umsetzung von Nachhaltigkeit verloren geht.
Um die europäische Nachhaltigkeitsberichterstattung effizient zu gestalten und die Akzeptanz der ESG-Regulierung zu erhöhen, schlägt das Deutsche Aktieninstitut folgende Anpassungen vor:
Datenpunkte deutlich reduzieren
Die Umfrageteilnehmer fordern eine massive Reduzierung der ESRS-Datenpunkte. Sie schlagen vor, redundante und nicht entscheidungsnützliche Angaben zu streichen. Ziel muss zudem eine klarere und verständlichere Ausgestaltung der Standards sein. Im Mittelpunkt sollte die Nachhaltigkeit stehen, nicht die Papierarbeit.
Ein pragmatischer Ansatz für die Klimaberichterstattung
Um doppelte Berichterstattung für international tätige Unternehmen zu vermeiden, sollten sie bei der klimabezogenen Berichterstattung den Klimastandard IFRS S2 des International Sustainability Standards Board (ISSB) statt des Klimastandards ESRS E1 verwenden können. Europäische Anforderungen können dann auf diesen Standard abgestimmt werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu gewährleisten.
EU-Taxonomie flexibler gestalten
Obwohl die Studie keine expliziten Fragen zur EU-Taxonomie enthielt, äußerten sich knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen in den Freitextfeldern zur EU-Taxonomie. Sie halten die Vorschriften der EU-Taxonomie für nicht zielführend und merken an, dass die EU-Taxonomie in der aktuellen Ausgestaltung keinen Beitrag zur Unternehmensfinanzierung leistet. Zudem deckt die EU-Taxonomie bestimmte Geschäftsmodelle nicht ab. Daher sollte die Verbindlichkeit der EU-Taxonomie überdacht werden.
ESG-Berichtspflichten gezielt überarbeiten
„Ich wünsche mir, dass wir schnell Klarheit und Rechtssicherheit zum Anwendungsbereich und Umfang der Berichterstattung bekommen. Ansonsten besteht Gefahr, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung nur als „Bürokratiethema“ wahrgenommen wird – und nicht als Chance zur Differenzierung“, sagt Brorhilker.
„Die Unternehmen stehen zum Ziel der nachhaltigen Transformation. Es gilt nun mit Omnibus die Regulierung anwendungstauglich, zielorientiert und wettbewerbsfähig zu machen. Die umfangreichen ESRS-Datenpunkte sind signifikant zu reduzieren. Dafür könnte man den LSME-Standard für gelistete kleine und mittlere Unternehmen mit rund 650 Datenpunkten oder eine im Europäischen Parlament diskutierte, noch weitreichendere Reduzierung nutzen. Auch eine Abschaffung der elektronischen Kennzeichnungspflicht für Nachhaltigkeitsinformationen ist überfällig. Jetzt gilt es, die Weichen entsprechend zu stellen“, betont Peucker abschließend.
Hier finden Sie die Studie ESG-Reporting: Das sagen deutsche CFOs.
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