Column
Corporate Treasury: Where is the journey heading with the "Ampel" coalition? (in German)
What can we expect from a traffic light coalition in the next few years when it comes to corporate finance? This question was discussed by Lothar Binding, long-standing finance policy spokesman of the SPD parliamentary group, Michael Boddenberg, Finance Minister of Hesse, and Dr Levin Holle, Chief Financial Officer of Deutsche Bahn, at the Corporate Treasury Conference which we organised together with BNP Paribas in November.
Erwartungen an die neue Bundesregierung
In ihren Eingangs-Statement gingen die Panelisten unter anderem auf das Sondierungspapier von SPD, FDP und Grünen ein. Lothar Binding lobte das Papier als ein gutes Zwischenergebnis und skizzierte aus finanzpolitischer Sicht die wichtigsten Punkte daraus. Dabei hob er hervor, dass die Kapitaldeckung bei der Rente verbessert würde.
Boddenberg hält den erklärten Verzicht auf Steuererhöhungen für ein gutes Signal. Insgesamt sähe es so aus, als ob die Ampel bei den großen Fragen vorankomme.
Levin Holle adressierte aus der Unternehmensperspektive eine Fülle drängender Themen. Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und die Geldwäschebekämpfung müssten von der nächsten Bundesregierung zeitnah angegangen werden. Insbesondere die EU-Taxonomie und der Green Bonds-Standard würden in den kommenden Jahren erheblichen Einfluss auf die Arbeit der Treasury-Abteilungen haben, so Holle.
Aktien in der Altersvorsorge als Schub für den Kapitalmarkt
Beim Thema Altersvorsorge stand die Frage im Fokus, wie die Ampel eine Kapitaldeckung in der Rente umsetzen könne. Binding äußerte grundsätzliche Sympathien für Aktien in der Altersvorsorge.
Boddenberg forderte, bei dem Thema Aktien und Altersvorsorge alle Beschäftigten mitzunehmen. Er betonte, dass eine kapitalgedeckte Altersvorsorge auch einen Schub für den Finanzplatz Deutschland und die Stärkung des deutschen Kapitalmarkts bedeute. Deutsche Wachstumsunternehmen können sich dann besser in Deutschland finanzieren und müssen für ihre Finanzierung nicht in die USA gehen.
Holle verwies auf Schweden. Dort habe man vorgemacht, wie ein Altersvorsorgemodell mit Aktien zukunftsfest aufgestellt werden könne. Dies habe auch zu einer deutlichen Verbesserung der Unternehmensfinanzierung geführt – mit positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Deutschland müsse hier nachziehen.
CO2-Bepreisung und Technologieoffenheit entscheidend für nachhaltige Transformation
Wie die kommende Bundesregierung die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft politisch flankieren solle, war ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion. Levin Holle plädiert für klare europäische Nachhaltigkeitsberichtsstandards, um Greenwashing zu vermeiden. Mit Blick auf die Taxonomie sei entscheidend, wie sie definiert, über sie berichtet und sie überprüft werde. Die Regelungen müssten technologieoffen formuliert werden. Die europäische Taxonomie dürfe nicht zu bürokratisch werden.
Lothar Binding stimmte Holle zu und ergänzte, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung für die Unternehmen praxisnäher gestaltet werden müsse. Er sieht in der CO2-Bepreisung das richtige Instrument für die sozialökologische Transformation.
Finanztransaktionssteuer ad acta legen?
Auch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer wurde thematisiert. Holle war hier skeptisch. Nach der Weltfinanzkrise 2008 habe es ein Zeitfenster dafür gegeben, das sich jedoch unterdessen geschlossen habe. Eine Finanztransaktionssteuer sei nur dann sinnvoll, wenn diese europaweit eingeführt würde. Grundsätzlich verteuere eine solche Steuer allerdings den Finanzierungsrahmen eines jeden Unternehmens, so Holle.
Auch der hessische Finanzminister sieht in der Finanztransaktionssteuer den falschen Weg. Am Ende des Tages zahle der Anleger die Steuer. Er forderte, dass sich die zukünftige Regierung wichtigeren Themen wie dem Bepreisen von klimaschädlichem CO2 widmen und die Finanztransaktionssteuer ad acta legen solle.
Binding dagegen äußerte Sympathien für die Steuer. Die politische Debatte um diese brauche aber eine gewisse Beruhigung. Aktuell könne er nicht erkennen, dass die Steuer einen zentralen Punkt in den Ampel-Verhandlungen einnehme.
Fazit
Die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft kann nur gelingen, wenn die Rahmenbedingungen richtig gestellt und genügend Kapital zur Verfügung gestellt wird. Gute Rahmenbedingungen für die Unternehmensfinanzierung spielen deshalb eine zentrale Rolle. Die Altersvorsorge mit Aktien ist dabei ein entscheidender Hebel. Hier muss die nächste Bundesregierung ansetzen.
Column
Capital market financing
Contact
Dr. Norbert Kuhn
Deputy Head of Capital Markets Department
Head of Corporate Finance
Tel.+49 69 92915-20
kuhn(at)dai.de